Die Angst der Frauen. Sie steckt uns so tief in den Knochen. Obwohl es hunderte Jahre her ist, obwohl so viel Gutes schon passiert ist, obwohl generationenlange Heilarbeit geschehen ist. Aber sie ist immer noch da.
Frauen werden immer noch kontrolliert, unterdrückt, belächelt, eingeschüchtert, vergewaltigt, umgebracht.
Hunderte Jahre war die Hauptaufgabe, die den Frauen zugestanden wurde, Kinder zu gebären, wobei das Bestimmungsrecht über den weiblichen Körper und die Reproduktionsfähigkeit bei Männern lag. Kirche, Staat und männliche Medizin zerstörten systematisch, gründlich und grausam das weibliche Wissen. Die wissenden Heilerinnen, Hebammen und tüchtigen Händlerinnen wurden (am Scheiterhaufen) ermordet, und Frauen der Zugang zu Bildung nachhaltig verwehrt. Bis zu 60.000 Menschen fielen den Hexenverfolgungen im frühneuzeitlichen Europa zum Opfer, 80 % davon Frauen.
Diese Wunde klafft tief in der kollektiven Weiblichkeit. Obwohl wir hier an einem verhältnismäßig sehr sicheren Ort für Frauen leben, wurzelt in Vielen immer noch eine tiefe (Todes)Angst, sich zur eigenen Kraft zu bekennen.
Mich bewegt dieses Thema schon lange, nicht nur aufgrund meiner eigenen Erfahrung, sondern weil ich auch viele Frauen bereits ein Stück auf dem Weg zu ihrer weiblichen Selbstermächtigung begleiten durfte und gemeinsam mit ihnen immer wieder auf diesen unsäglichen Schmerz gestoßen bin.
Ich habe dabei die Gemeinschaft des Frauenkreises als sehr sehr heilsam erlebt, denn auch die weiblichen Verbindungen und Seilschaften wurden im Patriarchat unterbunden und bestraft. Im Frauenkreis passiert eine sanfte Heilung der weiblichen Wunden und wir verankern uns langsam und immer sicherer in unserer tiefen weiblichen Kraft, wohlwollend unterstützt und genährt von der Gemeinschaft.
Gerade jetzt, wo sich das Jahreskreisfest Beltane nähert, das eng verbunden ist mit der sogenannten „Walpurgisnacht“, lodert dieser ganze Themenkreis wieder hell im kollektiven Bewusstsein auf.
Viele Frauen kokettieren mit ihrer eigenen Hexischen Kraft, wagen es aber noch nicht, den Stab, respektive Besen, tatsächlich zu ergreifen und die volle Tiefe, Fülle, Macht und Magie anzunehmen und zu zeigen. Zu laut sind die limitierenden Glaubenssätze, genährt von den gebetsmühlenartig wiederholten Botschaften aus dem Außen, dass wir immer noch nicht würdig, erleuchtet, fähig und vollkommen genug sind.
Doch die Zeit wandelt sich. Immer mehr zeigt sich, dass es jetzt essenziell darum geht, sich von der Fremdbestimmung zu lösen, neue Gedankengänge zuzulassen, neue Handlungswege zu beschreiten. Immer mehr dürfen wir uns aus alten Mustern herausschälen, werden verstärkt mit der Nase in genau den stinkenden Haufen unaufgearbeiteter Themen gestoßen, die uns noch limitieren und beeinflussen.
Es ist eine gute Zeit für Entwicklung.
Eine gute Zeit für neue Wege, neue Gemeinschaften.
Die Welt braucht Menschen, die gut in sich selbst verankert sind, verantwortungsbewusst und mutig ihren Weg gehen.
Die Welt braucht Frauen, die sich über ihre Angst erheben und ihren Platz einnehmen.
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