Hauchzarte, dünne Gespinste glänzen im milden Licht der Herbstsonne. Wie eine Schwelle spannt sich ein Faden über den Weg, schmücken vergängliche Kunstwerke die herbstlich kahlen Zweige.
Und mit dem „-sommer“ ist wahrscheinlich gar nicht die Jahreszeit gemeint, sondern eine Ableitung des englischen Wortes „gossamer“, das ein hauchdünnes, feines Spinnennetz bezeichnet.

Die herumschwebenden Fäden der Spinnen, die sich damit durch die Luft tragen lassen, um ein Winterquartier zu finden, haben aber absolut einen mystischen Zauber, dem man sich nicht entziehen kann. Unsere VorfahrInnen brachten sie mit den 3 Nornen Urd, Werdandi und Skuld in Verbindung, die den Schicksalsfaden jedes Menschen bemessen, spinnen und abschneiden. Selbst die Götter sind diesem Schicksal unterworfen, und jeder Faden ist mit den anderen im Gewebe des Lebens verbunden.
In christlicher Zeit nannte man sie auch „Marienfäden“, „Marienhaar“ oder „Unserer lieben Frau Gespinst“.
Aber auch Spinnen selbst sind in vielen Kulturen mächtige Totemtiere, die die Kräfte der Schöpfung verkörpern. Ihr perfekt gewebtes Netz ist das Gewebe, welches Raum und Zeit zusammen hält. Es symbolisiert die Fäden, aus denen der Lebensteppich jedes Lebewesens gewoben ist, und man sagt, Spinnen hätten Einfluss auf das Schicksal und könnten das Leben verschiedener Personen miteinander verknüpfen. Sie weben die Lebensnetze die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden und stehen deshalb ebenso für die Verbindung zu den Ahnen und anderen Geistern.
Ich habe mich bei meinem Spaziergang jedenfalls über die vielen klebrigen Fäden gefreut - sie gelten als Zeichen für Glück und Gesundheit, als Segen der Muttergöttin und als wohlwollende Botschaft der Nornen, dass der eigene Lebensfaden weitergesponnen wird.
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