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  • AutorenbildKatharina Leitgeb

Langmut

Der Garten lehrt uns Geduld, sagt die Nachbarin und Freundin. Sie schaut mir über die Gartenmauer zu, wie ich Zwiebeln stupfe, Mangold aussäe und Erdäpfel einlege. Geduld.

Die ist uns irgendwie abhanden gekommen, in unserer schneller – höher – weiter – Welt. Wo wir es schon als Zumutung empfinden, an der Supermarktkassa warten zu müssen. Oder hinter einem alten Menschen in dessen Tempo her gehen zu müssen. Oder auszuharren, bis das Kind die Lego- Steine fertig sortiert hat, nach Farben und Größe.


Es dulden. Wenn etwas nicht nach Plan läuft, jemand eine andere Meinung hat, das Recht auf Selbstbestimmung beschnitten wird. Wie viel Duldsamkeit tut gut?


„die Geduld“, substantiv, feminin: ruhiges und beherrschtes Ertragen von etwas, was unangenehm ist oder sehr lange dauert.


Ein anderes, altmodisches Wort für Geduld ist auch „Langmut“. Das ist für mich gerade sehr stimmig - wie lange reicht der Mut? Wann wird man un- mutig, schwindet der Mut, wird es ungemütlich in einem drinnen? Missmut statt Langmut. Es schlägt aufs Gemüt. Wie lange reicht unser Atem?


Langmütig sein. Loslassen. Anspannung, Rastlosigkeit, Begierden, Wollen, Sturheit durch sich durchlassen. Was wäre, wenn du langmütig wärst?



Ich gieße meine Samen. Die Sonne scheint. Vielleicht keimt es schon bald.

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